20.04.2023 * Hanna Mittelstädt: „Arbeitet nie!“

Eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat, Vertrieb oder PR: Mehr zufällig als absichtsvoll sind Hanna Mittelstädt, Lutz Schulenburg und Pierre Gallissaires Anfang der 1970er Jahre in die Verlegerei eingestiegen. Zu ihrem Freiheitsbegriff gehörten damals die emanzipative Haltung des Nach-68er-Impulses und das Erkunden neuer Formen jenseits der »politischen Arbeit«, der »politischen Literatur«. Es ging um den Reichtum an Lust, Wissen, Autonomie.

 

Do., 20.04.2023, 19.30 Uhr
Lesung & Gespräch
Hanna Mittelstädt
„Arbeitet nie!“

Autobiographie einer Verlegerin und
Biographie eines Verlages

Moderation: Achim Raven

Edition Nautilus 2023, kt., 360 S., 28 €
Broschur, Umschlag aus Archivkarton, 50 S/W-Abbildungen, ISBN 978-3-96054-317-6

 

Zehn Jahre nach Lutz Schulenburgs plötzlichem Tod blickt Hanna Mittelstädt zurück auf die ersten vierzig Jahre Nautilus. Sie erzählt vom Rechtsstreit mit einem Satiremagazin um den Verlagsnamen, von Manuskriptbeschaffungen durch den Eisernen Vorhang und über Gefängnismauern hinweg, von zehrenden Streitigkeiten um Rechte und Geld, vom immer wieder kreisenden Pleitegeier, von persönlichen Zweifeln und schließlich vom märchenhaften Erfolg des Millionenbestsellers. Ein großer Haufen Bücher ist im Laufe dieses Abenteuers zusammengekommen, jedes Exemplar ist eine kleine Chance auf gesellschaftliche und individuelle Veränderung. Die Welt wäre besser, wenn sie alle gelesen worden wären.

Hanna Mittelstädt, geb. 1951, lebt und arbeitet in Hamburg. Mit-Gründerin und 45 Jahre lang Mit-Leiterin der Edition Nautilus. War Co-Übersetzerin für viele Werke aus dem Französischen (u.a. Situationistische Internationale, Cravan, Picabia, Céline) sowie Redaktionsmitglied in den verlagseigenen Zeitschriften Revolte und Die Aktion.

Veröffentlichte u.a.: im Konkursbuch Verlag Blu – Lovestory (2021), im Verlag Peter Engstler die Prosabände Die Hacienda muß gebaut werden (1994), Augenblicke (1998) und Die Notwendigkeit des Mondes (2016) sowie zusammen mit Anna Rheinsberg Liebe Hanna, Deine Anna – Briefe über Liebe und Literatur (Edition Nautilus 1999).

Künstlerische Leitung für die szenischen Lesungen: »König der verkrachten Existenzen« (über den Boxer-Poeten Arthur Cravan), Lesung Jörg Pohl, Musik HF Coltello; »Francis Picabia, Funny Guy & Dada«; »Der Torpedokäfer – Aus dem abenteuerlichen Leben des Franz Jung«, Lesung Corinna Harfouch, Iris Boss, Jörg Pohl.